Last-Minute-Tipp: Ausstellung: „Samurai. Pracht des japanischen Rittertums“, München

Aufgepasst: Nur noch bis zum 30. Juni 2019 geht die unbedingt empfehlenswerte Ausstellung „Samurai. Pracht des japanischen Rittertums. Die Sammlung Ann und Gabriel Barbier-Mueller“ in der Kunsthalle München (Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung).

Leider passiert es mir immer wieder, dass ich von einer interessanten Ausstellung erfahre, sie eventuell sogar auf meinem Blog poste, dann denke: „Ach, da habe ich ja noch viel Zeit hinzugehen“, nur um schließlich die Ausstellung zu verpassen. Glücklicherweise habe ich dieses Mal noch rechtzeitig reagiert. Denn es wäre unglaublich schade gewesen, hätte ich diese Ausstellung mit Samurai-Rüstungen verpasst!

Also, falls ihr noch Zeit habt, schaut euch unbedingt die sagenhaften Exponate der Ausstellung „Samurai. Pracht des japanischen Rittertums. Die Sammlung Ann und Gabriel Barbier-Mueller“ in der Kunsthalle München an.

Exponate aus dem 7. bis 19. Jahrhundert

Die Ausstellung zeigt viele komplette Samurai-Rüstungen sowie eine große Sammlung an Helmen und Gesichtsmasken, insgesamt mehr als 100 Exponate. Überrascht hat mich vor allem der Fantasiereichtum, mit dem die Helme und Masken gestaltet wurden.

Samurai-Rüstungen in der Ausstellung „Samurai. Pracht des japanischen Rittertums“

Auch der Detailreichtum der verschiedenen Bestandteile einer Samurai-Rüstung ist im Vergleich zu europäischen Ritterrüstungen wirklich erstaunlich: Neben dem mehrfach wiederholten Familienwappen, mon (紋 / もん), finden sich zahlreiche Schmuckelemente auf den Rüstungen. Es lohnt sich wirklich, jede Rüstung ausgiebig und lange zu betrachten. Gleich im ersten Ausstellungsraum bietet eine in der Mitte des Raums aufgestellte Glasvitrine mit einer aufwendig gestalteten Samurai-Rüstung Gelegenheit, sich die Rüstung mit ihren vielen Details von allen Seiten anzusehen.

Während man in Filmen oder auf Bildern die Rüstungen meist nur als Ganzes sieht, zeigt eine Vitrine in einem anderen Ausstellungsraum die einzelnen Bestandteile einer Rüstung nebeneinander. So kann man auch das schöne Gewand sehen, das unter der Rüstung getragen wird.

Links neben dieser Vitrine läuft eine kurze Diashow mit Zeichnungen aus einem alten japanischen Handbuch, welches darlegt, in welcher Reihenfolge der Samurai die Rüstung anlegt.

Interessant ist es auch, zu erfahren, wie sich die Rüstungen im Laufe der Geschichte bzw. der veränderten Kampfweise verändert haben: Anfangs für das Bogenschießduell zwischen zwei Gegnern konzipiert mussten sie später, nachdem die Portugiesen Schusswaffen eingeführt hatten, Kugeln standhalten und auch der Identifizierung des Kämpfers im Pulverrauch des Gefechts dienen.

Helme und Gesichtsmasken

Die sehr unterschiedlich gestalteten Helme sind mit vielen Verzierungen und viele mit fantasiereichen vorderen Helmzierden, maedate (前立て / まえだて) genannt, vom Familienwappen über Dämonen bis zu Gottheiten, versehen. Je weniger die Helme mit der Zeit tatsächlichen Kampfzwecken dienten, desto fantasievoller gerieten sie.

Die Gesichtsmasken (Halb- und Vollmasken) möchten Furcht einflößen. Witzig ist die Maske mit der langen Pinocchionase, die an eine Europäernase erinnern soll. Aus Sicht der Japaner waren Europäer ja „Langnasen“.

Eine Maske und ein Helm stechen dadurch hervor, dass sie versuchen, sich quasi unsichtbar zu machen: eine Maske mit hautfarbener Lackierung und ein Helm, auf den eine Perücke aus Bärenhaar aufgebracht ist.

Weitere Ausrüstungsbestandteile

Darüberhinaus präsentiert die Ausstellung auch Pferdeausrüstungen. Imposant ist die Gruppe von drei Samurai auf Pferden vor einer Projektionswand, die Ausschnitte aus Filmen mit Samurai-Schlachten zeigt. (Man beachte den „wehenden“ Schweif eines Pferdes!)

Bei all der Verzierungspracht könnte man glatt vergessen, dass es beim Thema Rüstungen eigentlich um Krieg und Tod geht. Es finden sich in der Ausstellung allerdings auch nur ganz wenige Waffen. Neben den Elementen des Mōri-Ensembles beschränkt sich die Auswahl auf ein Samurai-Schwert, Pfeilspitzen und einen Bogenköcher. Da erinnert lediglich noch ein Kopftragegefäß daran, dass das eigentliche Ziel der Ausrüstungen ursprünglich einmal war, zum einen selbst am Leben zu bleiben und zum anderen die Köpfe wichtiger Gegner als Beleg für die eigenen Heldentaten mitzunehmen …

Highlights der Ausstellung

Neben den ganzen prachtvollen Details beeindrucken folgende Elemente der Ausstellung:

  • Gruppe von vier stehenden Samurai-Figuren
  • Gruppe von drei berittenen Samurai-Figuren
  • Mōri-Ensemble am Ende der Ausstellung: eine komplette Samurai-Ausstattung

Tipps

  • Sich den Audio-Guide für 5,- EUR auszuleihen, lohnt sich. Er gibt zusätzliche Informationen und macht auf einzelne Details aufmerksam, die man sonst vielleicht übersehen würde. Auch erläutert er die Entwicklung der Rüstungen von echten Kampfrüstungen hin zu Prachtrüstungen, die eher der Repräsentation dienten.
  • Neben dem Audio-Guide gibt es auch Führungen durch die Ausstellung.
  • Fotografieren – ohne Blitz! – ist gestattet. Allerdings befindet sich die Mehrheit der Exponate in Glasvitrinen, die so stark spiegeln, dass gute Fotografien kaum möglich sind. Da lohnt sich die Anschaffung des Ausstellungskatalogs (ISBN 978-3-7774-3258-8). Dieser enthält sehr gute Fotografien der meisten Ausstellungsobjekte und ausführliche Informationen zur Geschichte der Samurai-Rüstungen und der Sammlung. (Da der Katalog ganz schön schwer ist, sollte man eine Tasche für ihn dabei haben.)
  • Den genannten Ausstellungskatalog „Die Sammlung Ann und Gabriel Barbier-Mueller. Samurai. Pracht des japanischen Rittertums“ (ISBN 978-3-7774-3258-8) – zum vergünstigen Preis (für 35,- EUR statt regulär 49,90 EUR) – erhält man im Museums-Pop-up-Shop am Ende der Ausstellung. Hier gibt es auch Poster und Postkarten zur Ausstellung sowie japanischen Nippes passend zum Thema der Ausstellung zu kaufen.
  • Es lohnt sich, den Besuch dieser Ausstellung mit dem der Ausstellung „Schatten. Licht. Struktur. Papierinstallationen von Koji Shibazaki“ zu verbinden. Am besten geht man zuerst in „Schatten. Licht. Struktur“, weil das Museum Fünf Kontinente München früher schließt.

Weiterführende Informationen

 

 

 

 

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