Buchtipps: Thematischer Wortschatz Japanisch-Deutsch

Letzte Beitragsänderung erfolgte am 21.12.2019.

Die Auswahl an Büchern mit thematischem Wortschatz Japanisch-Deutsch ist glücklicherweise größer geworden. Hier stelle ich euch zwei Titel im Detail vor. Vielleicht eine Anregung für eure Weihnachtswunschliste?

Das alte Lied: Da nur relativ wenige Deutsche Japanisch lernen (im Vergleich zu Englisch, Französisch und Spanisch), ist das Angebot an Lernmaterialien für deutsche Japanisch-Lerner leider recht überschaubar. Häufig muss man auf englischsprachige Bücher zurückgreifen. Aber im Bereich „thematischer Wortschatz“ hat sich in den letzten Jahren etwas getan!

Wortschatz alphabetisch oder thematisch?

Wenn es um das gezielte Lernen von Wortschatz geht, standen deutschen Japanisch-Lernern lange Zeit nur alphabetisch sortierte Wortschatz-Bücher zur Verfügung. Aber wer lernt schon Wortschatz alphabetisch?! Das hilft dem Gedächtnis überhaupt nicht, weil es keine sinnvollen Verknüpfungen anlegen kann. Lernen von Vokabeln in alphabetischer Reihenfolge verwirrt nur, weil man ähnlich klingende Vokabeln hintereinander lernt und sie so leichter durcheinanderbringt.

Sinnvoll sind eigentlich nur nach Themen sortierte Wortschatz-Sammlungen. Wenn Vokabeln miteinander in einem Zusammenhang stehen, kann man sie sich leichter merken und sich dabei auch gleich Beispiel-Sätze und -Situationen mit einprägen. Um thematisch oder in Wortnetzen lernen zu können, musste man lange Zeit aber auf japanisch-englische oder rein japanische Wortschatz-Sammlungen zurückgreifen. Und mal ehrlich: Natürlich verstehen wir fast alle Englisch, aber leichter prägen sich Vokabeln ein, die wir in der Muttersprache lernen. Und erst einmal alles im Wörterbuch nachzuschlagen, ermüdet und hält vom eigentlichen Auswendiglernen ab.

Ich will nicht leugnen, dass das Nachschlagen von Vokabeln in einem gedruckten Wörterbuch auch seine Vorteile hat: Man sieht um das gesuchte Wort herum auch andere interessante Wörter, liest Beispielsätze etc. Aber wenn es darum geht, sich einen Grund-Wortschatz zu erarbeiten, ist das Nachschlagen doch recht mühsam und zeitaufwendig.

Deswegen freut es mich, dass ich euch hier zwei Bücher aus dem Bereich „thematischer Wortschatz Japanisch-Deutsch“ vorstellen kann.

„Der große Wortschatz Japanisch in zwei Bänden“ von Martin und Maho Clauß¹

Clauß, Martin und Maho: „Der große Wortschatz Japanisch in zwei Bänden. Die wichtigsten Vokabeln thematisch geordnet“. Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt: 2016. 2 Bände: Band 1: ISBN 978-3-74124269-4; Band 2: ISBN 978-3-74124272-4. (Jeder Band kostet 19,00 EUR, Stand November 2017.)

Das Autorenpaar Martin und Maho Clauß hat 2016 einen zweibändigen thematischen Wortschatz herausgebracht. Da Martin Clauß deutscher Japanologe und auch schriftstellerisch tätig ist und seine Frau Maho Clauß Japanerin ist und internationale Beziehungen studiert hat, bilden die beiden ein ideales Team für das Verfassen einer japanisch-deutschen Wortschatz-Sammlung. Bisher kannte ich von den beiden nur „Das große Anime Lösungsbuch“ (2005), das ich sehr anregend finde, das aber ob seiner speziellen Thematik keinen Ersatz für einen allgemeinen thematischen Wortschatz bietet.

„Der große Wortschatz Japanisch in zwei Bänden“ gliedert sich in folgende Themenrubriken:

  • Band 1:
    • Grundlegendes
    • Mensch und Leben
    • Natur
    • Essen und Trinken
    • Kleidung und Schmuck
    • Wohnen und Haushalt
    • Verkehr
    • Einkäufe, Waren, Geld
    • Sprechen
    • Lernen und Wissen
    • Denken und Planen
  • Band 2:
    • Sinne und Gefühle
    • Tätigkeiten
    • Entwicklung
    • Möglich und unmöglich
    • Eigenschaften
    • Arbeit, Handel, Beruf
    • Freizeit
    • Kultur und Kunst
    • Staat
    • Richtig und falsch
    • Zahlen; Mengen, Einheiten
    • Zeit
    • Strukturwörter

Vorteile von „Der große Wortschatz Japanisch in zwei Bänden“:

  • Die thematische Gliederung finde ich sinnvoll.
  • Vokabelumfang: laut Umschlagtext „7000 häufig gebrauchte Wörter, 4500 Wendungen und Beispielsätze“
  • Die große Schrift und das übersichtliche Layout ermöglichen ein angenehmes Lesen und Lernen.
  • Jede Vokabel wird in Kanji (bzw. Katakana), lateinischer Umschrift (romaji) und deutscher Entsprechung vorgestellt.
  • Zu vielen Vokabeln finden sich auch typische kurze Wendungen (z.B. Nomen in Verbindung mit einem Verb) sowie Wortzusammensetzungen.
  • Die Bände enthalten alphabetische Indizes: einen japanischen Index (am Ende des ersten Bandes) und einen deutschen Index (am Ende des zweiten Bandes).

Nachteile von „Der große Wortschatz Japanisch in zwei Bänden“:

  • Die lateinische Umschrift der japanischen Wörter folgt nicht hundertprozentig dem Hepburn-System:
    Bei in Kanji oder Hiragana geschriebenen Wörtern wird das lange „o“ als „ou“ bzw. „oo“, das lange „u“ als „uu“, das lange „e“ als „ei“, das lange „a“ als „aa“, das lange „i“ als „ii“ dargestellt. Das finde ich eigentlich gut, weil es der japanischen Schreibung in Hiragana entspricht und im Gegensatz zur Hepburn-Schreibung mit Längungsstrichen („ā“, „ī“, „ū“, „ē“, „ō“) Klarheit darüber verschafft, ob ein langes „o“ in der Hiragana-Schreibung nun ein „ou“ oder ein „oo“ ist.
    So weit, so gut. Aber: Bei in Katakana geschriebenen Wörtern verwenden die Autoren für die Darstellung langer Vokale wiederum den Zirkumflex („Dach“): „â“, „î“, „û“, „ê“, „ô“. Der Grund dafür ist sicherlich, dass sie „a-„, „o-“ etc. nicht schreiben können, weil sie den Bindestrich bereits für die Sinn-Unterteilung von Wörtern verwenden (z.B. „teppan-yaki“). Trotzdem verwirrt die uneinheitliche Schreibung meiner Ansicht nach.
  • Die Indizes enthalten nicht alle Wörter: Aus Platzgründen haben die Autoren darauf verzichtet, alle Vokabeln in den alphabetischen Index am Ende aufzunehmen.
  • Bei den Vokabeln im alphabetischen Index werden nicht die Buchseiten, sondern die Kapitel genannt. Das verhindert ein schnelles Auffinden und ist leserunfreundlich.
  • Ich persönlich hätte mir gewünscht, dass in Kanji geschriebene Vokabeln auch in Hiragana dargestellt oder die Kanji mit Furigana versehen wären.

Sonstiges zu „Der große Wortschatz Japanisch in zwei Bänden“:

  • Ausstattung: Softcover (auf Dauer nicht so haltbar, dafür aber leichter in der Hand zu halten und günstiger als Hardcover)
  • Man benötigt beide (!) Bände. Das heißt, die Kosten belaufen sich auf 38,- EUR. (Ich vermute, dass der Wortschatz in zwei Bände aufgeteilt wurde, da das Buch sonst für Softcover zu umfangreich und für den Gebrauch zu schwer in der Hand geworden wäre. Vielleicht ist bei 19,- EUR Kaufpreis je Band die Kaufschwelle auch niedriger …)
  • Zielgruppe: deutschsprachige Japanisch-Lerner (aber nicht für Japanisch-Muttersprachler geeignet, weil die deutschen Wörter ohne Artikel bzw. Angabe des grammatischen Geschlechts aufgeführt werden)
  • Niveau: meiner Einschätzung nach für fortgeschrittene Anfänger bis Mittelstufe (A2–B2). Für absolute Sprachanfänger eignet sich der Wortschatz nicht, weil die Umschrift in Hiragana fehlt. Für Lerner über dem Niveau B2 ist ein Großteil des Wortschatzes wahrscheinlich zu einfach.
  • Eine Leseprobe könnt ihr hier auf der Seite von BoD lesen.

„Grundwortschatz Japanisch“ von Atsuto Betsui²

Cover "Grundwortschatz Japanisch", ISBN 978-3-8472-8639-4 (© tredition Verlag)
Cover „Grundwortschatz Japanisch“, ISBN 978-3-8472-8639-4 (© tredition Verlag)

Betsui, Atsuto: „日本語基礎単語集. Grundwortschatz Japanisch“. Verlag: tredition GmbH, Hamburg: 2011. 2. Auflage. ISBN 978-3-8472-8639-4. (Preis: 19,90 EUR, Stand November 2017)

Der thematische Wortschatz „日本語基礎単語集“ (にほんごきそたんごしゅう) von Atsuto Betsui ist 2011 in einem Band erschienen. Als  Japanisch-Lehrer, der an einem Würzburger Gymnasium gelehrt hat, weiß Atsuto Betsui natürlich, welche Wortschatz-Bedürfnisse Japanisch-Lernende haben. Leider zerstört meiner persönlichen Ansicht nach das leserunfreundliche Layout die großartige Leistung des Autors, diese Wortschatzsammlung zusammengetragen zu haben.

„日本語基礎単語集. Grundwortschatz Japanisch“ gliedert sich in folgende Themenbereiche:

  1. Körper
  2. Menschen
  3. Leben & Tod
  4. Ehe
  5. Haus
  6. Alltagsleben
  7. Essen & Trinken
  8. Kleider, Schmuck, Körperpflege
  9. Gesundheit & Krankheit
  10. Lernen
  11. Sprache & Sprechen
  12. Kommunikation
  13. Geist & Intelligenz
  14. Möglichkeit, Entscheidung, Ergebnis
  15. Arbeit
  16. Bankwesen
  17. Versicherung
  18. Handel & Wirtschaft
  19. Industrie & Technik
  20. Gesellschaft
  21. Politik
  22. Krieg & Frieden
  23. Religion
  24. Medien
  25. Kunst
  26. Farbe
  27. Verkehr
  28. Freizeit
  29. Natur
  30. Tiere
  31. Umwelt
  32. Wetter
  33. Naturkatastrophen
  34. Kosmos
  35. Geographische Namen
  36. Länder & Gebiete
  37. Zeit
  38. Raum & Maß
  39. Form
  40. Bewegung & Veränderung
  41. Grammatische Wörter
  42. Anhang [= Grammatik]

Vorteile von „Grundwortschatz Japanisch“:

  • Neben lateinischer Umschrift, Schreibung in Kanji bzw. Katakana und deutscher Entsprechung gibt es auch Furigana über den Kanji.
  • Vokabelumfang: laut Umschlagtext „über 3.000 Stichwörter und Redewendungen, dazu über 3.000 Synonyme und in Zusammenhang stehende Wörter und Wendungen“
  • Zu den meisten Vokabeln gibt es Beispiel-Sätze oder -Wendungen.
  • Zu den meisten Vokabeln gibt es Synonyme, zusammengesetzte Wörter oder mit dem Wort in Zusammenhang stehende Wörter.
  • Der Anhang (Kapitel 42) enthält unter anderem eine Kurzgrammatik des Japanischen.
  • Die beiden Indizes (alphabetische Listen der japanischen und der deutschen Wörter) am Ende des Buches geben die Seitenzahlen zu den Wörtern an.

Nachteile von „Grundwortschatz Japanisch“:

  • Das Layout ist sehr leserunfreundlich.
    • Das Inhaltsverzeichnis ist sehr klein gedruckt und ohne Einrückungen. Die Indizes am Ende des Buches und auch andere Bereiche sind so klein gedruckt, dass man fast zur Lupe greifen möchte.
    • Die Schrift im Wortschatzteil ist auch sehr klein. Die Kapitel-Unterteilungen sind nur durch kleine, zwischengeschobene Überschriften zu erkennen, was das Nachschlagen erschwert.
    • Die durchgehende Verwendung des Tabellenformats erschwert das Lesen und Lernen. Die Absatzabstände unterstützen die inhaltliche Zuordnung nicht.
    • Kurzum: Das Layout bereitet mir insgesamt keine Freude, sodass ich das Buch nicht gerne zur Hand nehme.
  • Die gewählte Unterteilung in Themenbereiche (siehe Liste weiter oben) finde ich nicht gelungen. Die über 40 (!) Themen erinnern zum Teil an Jorge Luis Borges‘ „chinesische Enzyklopädie“³ und verstärken die Unübersichtlichkeit des Werkes. Da hätte man einige Themen unter übergeordnete Themen zusammenfassen können.
  • Die Reihenfolge der Vokabeleinträge (lateinische Umschrift – Kanji (mit Furigana) bzw. Katakana – deutsche Umschrift) finde ich nicht gut. Meinem Empfinden nach sollte die japanische Schreibung am Anfang stehen, damit der Lernende überhaupt eine Chance hat, sich die Schreibung einzuprägen. (Meine Wenigkeit ist zum Beispiel einfach faul und wenn mir lateinische Umschrift am Zeilenanfang angeboten wird, schaue ich nicht mehr so genau auf die japanische Schreibung.)

Sonstiges zu „Grundwortschatz Japanisch“:

  • Die lateinische Umschrift erfolgt nach dem Hepburn-System, mit Zirkumflex („Dach“) statt Makron (Längenstrich).
  • Ausstattung: Softcover (auf Dauer nicht so haltbar, dafür aber leichter in der Hand zu halten und günstiger als Hardcover)
  • Zielgruppe: deutschsprachige Japanisch-Lerner (aber nicht für Japanisch-Muttersprachler geeignet, weil die deutschen Wörter ohne Artikel bzw. Angabe des grammatischen Geschlechts aufgeführt werden)
  • Niveau: Laut Umschlagtext richtet sich das Buch sowohl an Anfänger als auch Fortgeschrittene. Meiner Meinung nach ist das Werk jedoch für Anfänger nicht geeignet, da es für diese Zielgruppe zu umfangreich und zu unübersichtlich gestaltet ist. Somit lautet meine Einschätzung: für A2–B2.
  • Eine Leseprobe (PDF) könnt ihr hier von der Seite tredition.de laden.

Mein persönliches Fazit

Mein Favorit ist ganz klar „Der große Wortschatz Japanisch in zwei Bänden“ von Martin und Maho Clauß – ganz einfach wegen des leserfreundlichen Layouts. Ich habe mir die beiden Bände gerade erst angeschafft, freue mich aber schon darauf, damit zu arbeiten.

Atsuto Betsui hat mit seinem „Grundwortschatz Japanisch“ Pionierarbeit geleistet, aber das Layout erschwert leider das Lesen und Lernen ungemein. Als ich das Buch vor ein paar Jahren erworben habe, war ich zunächst begeistert, dass es nun endlich einen thematischen Wortschatz für die japanische Sprache gibt. Aber in der Folgezeit habe ich es so gut wie nie zur Hand genommen, weil mir das Layout sehr schnell die Freude an diesem Buch verdorben hat. Nichtsdestoweniger werde ich es in Ehren halten, weil es in manchen Bereichen (z.B. Tiere) umfangreicher als das zweibändige Werk von Martin und Maho Clauß ist.

Allen drei AutorInnen möchte ich meinen Dank und meine große Anerkennung dafür ausdrücken, dass sie ihre Werke selbst erstellt, lektoriert und verlegt haben! (Schade, dass sich kein Verlag dieser Aufgabe angenommen hat. Aber offensichtlich ist den Verlagen die Zielgruppe der deutschen Japanisch-Lernenden zu klein.)

Literaturhinweise/Links

  • ¹ Clauß, Martin und Maho: „Der große Wortschatz Japanisch in zwei Bänden. Die wichtigsten Vokabeln thematisch geordnet“. Verlag: BoD – Books on Demand, Norderstedt: 2016. Band 1: 332 Seiten, ISBN 978-3-741242694; Band 2: 352 Seiten, ISBN 978-3-741242724. (Preis je Band: 19,00 EUR, also beide Bände zusammen: 38,00 EUR, Stand November 2017.)
  • ² Betsui, Atsuto: „日本語基礎単語集. Grundwortschatz Japanisch“. Verlag: tredition GmbH, Hamburg: 2011. 2. Auflage. 444 Seiten. ISBN 978-3-8472-8639-4. (Preis: 19,90 EUR, Stand November 2017)
    • bestellbar bei der Buchhandlung Deines Vertrauens oder bei tredition oder bei amazon
  • ³ Siehe den Essay von Jorge Luis Borges: „El idioma analítico de John Wilkins“ (zu finden zum Beispiel auf: http://www.crockford.com/wrrrld/wilkins.html) (spanisch und englisch)
  • Folgenden thematischen Wortschatz habe ich selbst noch nicht erprobt: Andrey Taranov: Japanischer Wortschatz für das Selbststudium – 3000 Wörter“. Verlag: T&P Books, Hong Kong: 2013. 89 Seiten. ISBN 978-1783148431. (Preis bei amazon: 8,55, Stand November 2017)
  • Mein Beitrag zum Thema „Bildwörterbücher“

 

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